Aufgehängte Partisanin am Lenindenkmal
An mehreren Straßenkreuzungen hängen Zivilisten, Partisanen, wie uns gesagt wird. In der Fabrik
beladen wir alle Lastwagen randvoll. Unser Wagen wird heimlich mit auch beladen. In Petino
angekommen, vergraben wir die unterschlagenen Büchsen in der Nähe unseres Bunkers. Sie sind
eine zusätzliche willkommene Verpflegung. Xenia und ihre Familie versorge ich mit ein paar
Büchsen.
Die Stadt Woronesch soll von der Zivilbevölkerung geräumt werden. Es gibt zuviel Spione und
Partisanen, die durch die Front sickern. Wir sind über die Brücke auf Störungssuche Richtung
Woronesch. Da kommt uns der Flüchtlingszug der evakuierten Zivilisten entgegen. Alte Männer,
Frauen und Kinder, schleppen sich durch den heißen Sand rechts und links der Straße, ihr bisschen
Habe auf dem Rücken oder in kleinen Karren. Wir bleiben stehen und haben Mitleid mit diesen
Menschen.
Plötzlich tauchen über Woronesch einige russische Jäger auf. Einige der Zivilisten jubeln den
Flugzeugen zu. Im Tiefflug jagen sie über den Flüchtlingstreck und eröffnen urplötzlich das Feuer
auf die schreienden Menschen.
Wir liegen im Graben, die Leute rennen kopflos durcheinander, werfen ihre Bündel weg, reißen ihre
Kinder mit und suchen bei uns Deckung. Die Maschinen drehen einen Bogen und kommen aus
allen Rohren feuernd zurück. Die Flüchtlinge haben sich links und rechts der Sandstraße zerstreut
und Deckung gesucht. Alte Männer rufen mit drohenden Gebärden Verwünschungen hinter den
Jägern her. Einige Tote und Verletzte werden in den Graben gelegt oder provisorisch verbunden.
Unsere Verbandspäckchen geben wir gerne ab. Wir verstehen den Feuerüberfall auf die Zivilisten
nicht.
Ein alter Russe klärt uns auf: Es gibt einen Befehl von Stalin, dass keiner seine Stadt und Dorf
verlassen darf, sondern als Partisan die Deutschen bekämpfen muss. Also sei der Angriff eine
Bestrafung, weil sie dem Befehl nicht gehorchen. Als die Flugzeuge verschwunden sind, formiert
sich der Leidenszug langsam wieder, die Menschen schleppen sich weiter in Richtung Brücke. Sie
sollen im Hinterland Unterkunft erhalten.
Wir haben den Kabelfehler behoben und laufen auch zur Brücke. Dort gibt es einen riesigen Stau.
Die Brücke ist nur einspurig, deshalb hat der Nachschub Vorrang. Feldgendarmen regeln den
Verkehr.
Wenn eine Lücke im Verkehr auftritt werden die Zivilisten hinüber getrieben, buchstäblich getrieben!
Die Gendarmen hauen mit Peitschen auf die Leute ein, dass sie die Brücke schnell räumen
sollen, denn der Verwundetentransport hat Vorfahrt. Die Alten können nicht so schnell, es gibt
Geschrei und es hagelt Hiebe. Diese Menschen sind doppelt geschlagen. Die Russen und wir
Deutsche tun alles, um aus diesen Menschen Feinde zu machen. Aus der Stadt nähert sich eine
Kolonne Sanitätsfahrzeuge mit Verwundeten die schnell zum Hauptverbandsplatz müssen. Die
Zivilisten werden zur Seite gedrängt, alles will hinüber. Die Angst vor weiteren Fliegern sitzt allen
im Nacken. Große Menschenansammlungen ziehen sie magisch an. Als wir über der Brücke sind
und den Berg hochsteigen, erscheinen am Himmel schwere Bomber. Zum Glück bleiben sie
ziemlich hoch, so dass die abgeworfenen Napalmbomben in der Luft verbrennen, so nicht zum
Boden kommen und weiter keinen Schaden anrichten.
Wir beschließen, bei unserem Auto einen Bunker zu bauen, um bei Nacht nicht immer um das Haus
zu rennen. Riemer, der den Winterkrieg vor Moskau mitgemacht hat, gibt Anweisungen. Wir
arbeiten nun jeden Tag jede freie Minute am Bunker. Mit dem Fahrzeug holen wir aus der Umgebung
Telegraphenmasten, die wir einfach umsägen und decken damit den Bunker ab. Stroh wird
auf den Boden gelegt und nun haben wir nachts unsere Ruhe.
Von der Kompanie kommt der Befehl alle Leitungen, die seither nur auf dem Boden lagen, mit
Stangen hochzulegen. Das ist die Vorbereitung für den Winter! Tagelang sind nun alle beschäftigt,
Stangen in einem weit weg liegenden Wald zu schlagen und entlang den Leitungen auszulegen.
Dann wird mit Spaten und Setzeisen gearbeitet, das Kabel an die Stange gebunden und auf ein
gemeinsames Kommando hin werden alle aufgerichtet und in die Löcher gesteckt. Mehrere Wochen
vergehen bis die vielen Kilometer Kabel auf Stangen gesetzt sind.
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